Prof. Dr.-Ing. Klaus Lothar Spiegel
K. Spiegel wurde am 21. Februar 1936 in Stettin (Pommern) geboren. Kriegsbedingt besuchte er von 1942 bis 1946 insgesamt 8 Grundschulen, von 1946 bis 1947 die Mittelschule in Schöningen (am Elm), von 1947 bis 1950 die Oberschule in Schöningen und von 1950 bis 1955 die Gaußschule in Braunschweig. Nach dem Abitur 1955 begann er im Wintersemester 1955 an der TH Braunschweig das Maschinenbau-Studium, Fachrichtung Kolben- und Strömungsmaschinen, das er 1961 mit dem Diplom abschloss.
Von 1961 bis 1972 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Reibungsforschung am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen, die von Prof. Dr.-Ing. Georg Vogelpohl geleitet wurde. Dieser und andere ältere Wissenschaftler im Institut, Hans Drescher, Ernst Wenger und Ulrich Rost, trugen entscheidend dazu bei, dass sich K. Spiegel in der Folgezeit vorwiegend mit tribologischen Problemen und deren Randgebieten befasste. Dazu gehörte die intensive Einarbeitung in die Messtechnik und die Entwicklung von Messverfahren für tribologische Kontaktstellen in Maschinenelementen, z.B. in Radial- und Axialgleitlagern mit Öl-, Wasser- und Luftschmierung unter hydrodynamischen und elastohydrodynamischen Bedingungen sowie in Kurvengetrieben bei Elastohydrodynamik. Damit wurden u.a. Schmierfilmdicken, Reibungsverluste und das Einlaufverhalten erfasst. Etwa 50 Studien- und Diplomarbeiten entstanden dabei. Für Industrieunternehmen wurden Untersuchungen von Lagerschäden und daraus resultierende Entwicklungen durchgeführt, z.B. Axiallager mit Kreissegmenten, Wasserbremsen zur Prüfung hochtouriger Antriebe bis zu Drehfrequenzen von 30000 min -1 und Luftlagern für Drehstrom-Asynchronmotoren, z.B. mit 20 kW bei 100000 min -1. In Grenzfällen wurden Lagerzapfen-Umfangsgeschwindigkeiten von 320 m/s erreicht. Das sind Werte, die auch 40 Jahre danach selten erreicht werden.
Als die Göttinger Abteilung Reibungsforschung 1972 an die TU Clausthal unter dem Namen „Institut für Reibungstechnik und Maschinenkinetik“ überführt wurde, war K. Spiegel unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Holland zunächst Wissenschaftlicher Angestellter und ab 1975 Oberingenieur. Zu seinen Aufgaben gehörten Planungsarbeiten zum Institutsneubau, Labors und Seminare über Reibungstechnik und Schmierstoffuntersuchungen, die eigenständige Abhaltung der Vorlesung „Messverfahren in der Tribologie“, die Betreuung von Studien- und Diplomarbeiten, Leitung der Werkstatt und die Anleitung Auszubildender für die Berufe Feinmechaniker und Technische Zeichner. Nachdem aus seiner größtenteils bereits fertiggestellten Dissertation während der Göttinger Zeit durch eine Indiskretion ein wesentlicher Bestandteil als Vorveröffentlichung erschienen war, promovierte er 1982 an der TU Clausthal mit dem Thema „Beiträge zur Elastohydrodynamik bei Nocken-Stößel-Paarungen“.
1983 übernahm K. Spiegel die Professur an der FH Düsseldorf für Werkstoffkunde und Tribologie und hielt Vorlesungen über diese Gebiete, einschließlich der Sondergebiete der Werkstofftechnik. Im Rahmen der Drittmittelforschung führte er u.a. Untersuchungen auf den Gebieten Reibung, Schmierung und Verschleiß durch. Im selben Jahr wurde ihm das Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen verliehen. Er war in dieser Zeit in folgenden Gremien ehrenamtlich tätig:
- DIN Gleitlager / Werkstoffe und Prüfung / Berechnung von hydrodynamischen Gleitlagern / Berechnung von Misch- und Trockenreibungslagern / Prüfung von Schmierstoffen (Viskosimetrie)
- VDI VDI-Richtlinie 2204 (1991) als Mitautor
- GfT Wissenschaftlicher Beirat / Obmann des Arbeitskreises Rhein-Ruhr / Vorschläge zur Verleihung des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens und des GfT-Förderpreises
1985 erhielt K. Spiegel die Einladung zu einer vom DAAD geförderten Gastdozentur an der „South Polytechnic University Changsha (Hunan). Behandelt wurden die Themen Reibung, Schmierung und Verschleiß. 1986 folgte ein zweiter Aufenthalt in der VR China – auf Initiative der Friedrich-Ebert-Stiftung, durch das NRW-Ministerium für Kultur – an der “Shanghai Second Polytechnic University“ in Shanghai über „Berufliche Bildung in der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der höheren technischen Aus- und Fortbildung“. 1991 folgte ein dritter Aufenthalt – finanziert von der GTZ – mit Vorträgen zum Aufbau tribologisch-technischer Entwicklungszentren in Wuhan, Shanghai und Guangzhou.
K. Spiegel betreute an der FH Düsseldorf ca. 125 Diplomanden und war Mitberichter bei zwei Promotionen an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Während seiner Berufstätigkeit und danach wurden ca. 60 Fachbeiträge auf dem Gebiet der Tribologie veröffentlicht. Darunter sind vier Beiträge zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Fricke aus jüngerer Zeit über „Bemessungsregeln für Gleitlager“, welche deren empirische Ursprünge aufgreifen und erläutern. Er war Mitautor der Bücher „Schmierfette“ und „Gleitlager als moderne Maschinenelemente“ Teil A und B des expert-Verlags.
Er verstarb am 18.11.2010.