Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2005

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Professor Dr.-Ing. habil. Gerhard Noack

Gerhard Noack wurde am 12. März 1930 in Königsberg/Neumark (ca. 20 km östlich der Oder, nahe Küstrin) als Sohn des Finanzbeamten Otto Noack und seiner Ehefrau Hertha geboren. Er verbrachte er die ersten vier Jahre seines Lebens in Königsberg/Nm; danach war die Familie bis zum Kriegsende in Berlin ansässig. Er besuchte von 1936 an die Volksschule und ab 1940 die Oberschule in Köpenick.

Ab Sommer 1943 lebte er wegen verstärkter Luftangriffe auf Berlin wieder in Königsberg/Nm. Im Januar 1945 floh seine Mutter mit ihm in einem offenen Ackerwagen nach Mecklenburg und von dort weiter nach Holstein. Ab März 1946 besuchte er die Frh.-v.-Stein-Schule in Oldenburg/Holstein und bestand das Abitur.

Nach sechs Monaten Vorpraktikum bei der Lübecker Maschinenbaugesellschaft (LMG) studierte er ab 1950 Maschinenbau an der Technischen Hochschule Braunschweig (Fachrichtung Kolben- und Strömungs-maschinen). Zwischenzeitlich absolvierte er Fachpraktika in Firmen des Automobil- und Motorenbaus und der elektrischen Anlagentechnik. Im Februar 1956 schloß er sein Studium mit dem Diplom ab.

Seine Berufstätigkeit begann er als wiss. Mitarbeiter bei Georg Vogelpohl in der Abt. Reibungsforschung des Max-Planck-Inst. f. Strömungsforschung in Göttingen. Als persönlichem Referenten Vogelpohls oblag ihm die vollständige redaktionelle Überarbeitung des Buches „Betriebssichere Gleitlager“.

Des Weiteren beschäftigte er sich mit der Auslegung und Dimensionierung von Lagerungen unterschiedlichster Maschinen sowie der Analyse und Beseitigung von Störungen und konstruktiven Mängeln (Heißläufer, Verschleiß und Fresserscheinungen) im Bereich des Maschinenbaus. Für ein elastisches Gleitlager hoher Tragkraft und Lebensdauer wurde ihm ein Patent erteilt (D.B.P.-2 1525 183.9).

In der Folge entstanden neue Prüfstände, eine sog. Reibungswaage zur simultanen Messung von Reibung und Temperatur und ein modernisierter Auslaufprüfstand.

Unter Verwendung der Messergebnisse seines Auslaufprüfstandes, der ersten vollautomatischen Versuchsanlage des Göttinger Institutes, promovierte er 1970 zum Dr.-Ing.

Die sich rasant entwickelnde elektronische Datenverarbeitung nutzte er zur Modernisierung und Erweiterung der Vogelpohlschen Berechnungsverfahren durch die Übertragung auf die Rechner der sog. mittleren Datentechnik. In dieser Zeit begann auch seine Mitarbeit im DIN-Fachnormenausschuss Gleitlager.

Nach der Emeritierung Vogelpohls 1972 wurde die Göttinger Abteilung Reibungsforschung als Institut für Reibungstechnik und Maschinenkinetik auf die TU Clausthal übergeleitet. Gerhard Noack war dann nach seiner „Lehrzeit“ bei Georg Vogelpohl in Göttingen an der Technischen Universität Clausthal tätig und ab 1978 Leiter der Abteilung Reibungstechnik und Hydraulik im Institut für Reibungstechnik und Maschinenkinetik

Noack setzte dort die Arbeiten Vogelpohls fort und habilitierte sich im Januar 1978; im Mai des gleichen Jahres wurde er zum Wissenschaftlichen Rat und Professor berufen.

Die Erkenntnis, dass elastische Deformationen der Gleitstellen in der gleichen Größenordnung liegen wie die engsten Spaltweiten, führte auch bei ihm zu intensiver Beschäftigung mit der EHD (Elastohydrodynamik). Exemplarische Untersuchungen zu dieser Problematik wurden u.a. an den Laufrollenlagern großer Rohrmühlen durchgeführt, wobei Rechnung, Prüfstandsergebnisse und Messungen an Großanlagen im praktischen Betrieb zu sehr guter Übereinstimmung führten.

Der Nachweis sehr dünner Schmierfilme auf relativ kleinen Gleitflächen setzte sehr hohe Drücke in der Schmierschicht voraus und verlangte daher die Berücksichtigung der Abhängigkeit der Schmierstoffeigen-schaften vom Druck, vor allem der Viskosität. Aus dieser Erkenntnis entstand das „Clausthaler Hochdrucklabor“, in dessen Autoklaven Viskosität, Dichte, Wärmeleitfähigkeit, Temperaturleitzahl und dielektrische Eigenschaften der Öle bei Drücken bis 10.000 bar oder bei Temperaturen bis 400°C gemessen werden konnten. Bei der Auswertung dieser Messungen wurden rechnerische Beziehungen zur Approximation dieser Größen entwickelt oder erprobt, z.B. für die Abhängigkeit der Viskosität von der Dichte.

Eine fruchtbare Zusammenarbeit ergab sich auf diesem Gebiet mit dem angesehenen Hochdruckphysiker Prof. Dr. E. Kuss im Erdölinstitut in Hannover. Gefördert wurden diese Entwicklungen durch die Deutsche Gesellschaft für Mineralölwissenschaften und Kohlechemie (DGMK) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), unter anderem im Rahmen der Sonderforschungsbereiche SFB 134 und SFB 180.

Über seine Ergebnisse berichtete Noack in zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen im In-und Ausland, u.a. in Rumänien, Frankreich und China. Regelmäßige Vorlesungen hielt er ab 1971 aus den Gebieten Reibungstechnik (heute Tribologie), Hydraulik und Strömungsmaschinen.

Im Jahre 2005 wurden die langjährigen Verdienste von Prof. Noack mit dem Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen der Gesellschaft für Tribologie gewürdigt.

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