Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 1998

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Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Horst Czichos

H. Czichos wurde am 13. August 1937 in Oppeln/Oberschlesien geboren. Nach dem Abschluss der Realschule in Berlin begann er eine Lehre als Werkzeugmacher, die er 1957 mit der Gesellenprüfung abschloss. Anschließend studierte er Feinwerktechnik an der Ingenieurschule Gaus (der späteren TFH Berlin) und besuchte gleichzeitig ein Abendgymnasium. 1960 legte er die Reifeprüfung ab. Ein Jahr später bestand er das Ingenieurexamen. Anschließend war Host Czichos als freiberuflicher Ingenieur in der optischen Industrie tätig. Gleichzeitig studierte er an der Freien Universität Berlin Physik. Im Jahr 1966 bestand er das Diplomexamen. Im selben Jahr trat er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in die B undesanstalt für Materialprüfung (BAM) ein, in der ihm die Möglichkeit zur Anfertigung einer Dissertation geboten wurde. Außerdem erhielt er einen Lehrauftrag der TFH Berlin.

Nach nur zwei Jahren wurde er mit der Dissertation „Über den Zusammenhang zwischen Adhäsion und Elektronenstruktur von Metallen bei Rollreibung im elastischen Bereich“ an der Technischen Universität Berlin zum Dr.-Ing. promoviert. 1969 wurde er Leiter des Laboratoriums „Tribometrie und Tribophysik“ der BAM. 1974 ernannte ihn die TFH zum Honorarprofessor. Die Leitung der Abteilung „Sondergebiete der Materialprüfung“ ab 1978, die Ernennung zum Vizepräsidenten der BAM im Jahr 1985 und schließlich zum Präsidenten im Jahr 1992 sind die weiteren Stationen seiner beruflichen Laufbahn. Für die Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit in Europa erhielt er 1992 die Ehrendoktorwürde der Universität Leuven.

Auf dem Gebiet der Tribologie führte H. Czichos Forschungsarbeiten zum Reibungs- und Verschleißverhalten von metallischen, keramischen und polymeren Werkstoffen durch. Er führte die Systemanalyse in die Tribologie ein. Sein 1978 im Elsevier Verlag erschienenes Buch „Tribology – a systems approach to the science and technology of friction, lubrication and wear“ gewann unter Fachkollegen weltweite Aufmerksamkeit. Es wurde ins Japanische, Russische und Chinesische übersetzt. 1992 veröffentlichte H. Czichos mit K.-H. Habig im Verlag Vieweg das „Tribologie-Handbuch“, das 2010 in 3. Auflage erscheint. 1998 wurde er von der Gesellschaft für Tribologie mit dem Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen ausgezeichnet.

Viele Arbeiten von H. Czichos gehen weit über die Tribologie hinaus. So hat er 1988 zusammen mit J. Lexow im Auftrag der Vereinten Nationen im UN-Bulletin of the Advance Technology Alert System (ATAS) das Technikgebiet „Materials Technology and Development“ dargestellt. Unter seiner Federführung erschien 1989 die Neuauflage des Ingenieurstandardwerkes „Hütte“. In den folgenden Jahren gab es weitere Neuauflagen. 1991 veröffentlichte er mit R. Helms und J. Lexow den Forschungsbericht „Industrial and Materials Technologies: Research and Development Trends and Needs – A Study for the Commission of the European Communities“

Mit dem Buch „Was ist falsch am falschen Rembrandt und wie hart ist Damaszener Stahl?“ wandte H. Czichos sich der Frage zu: Wie man mit Technik Kunst erforscht, prüft und erhält (Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin, 2002). Mit T. Saito und L. Smith gab er 2006 das Springer Handbook of Materials Measurement heraus, zu dem namhafte Autoren aus aller Welt Beiträge schrieben.

H. Czichos nahm zahlreiche Ehrenämter wahr: President of the International Research Group on Wear of Engineering Materials; Vorsitzender der Gesellschaft für Tribologie; Vorsitzender des Normenausschusses Materialprüfung des DIN; Vorstandsmitglied im Deutschen Verband für Materialforschung und –prüfung (DVM); Vorsitzender des Gesellschafterausschusses des Deutschen Akkreditierungssystems Prüfwesen (DAP); Mitglied des Deutschen Verbandes für Schweißtechnik; Vorstandsvorsitzender von EUROLAB Deutschland und Präsident von EUROLAB Europa; Deutscher Delegierter im Materialforschungs- und Standardisierungskomitee (VAMAS) der Länder des Weltwirtschaftgipfels.

Nach seiner Pensionierung im Jahr 2002 baute H. Czichos an der Beuth Hochschule für Technik Berlin (früher TFH Berlin) das Lehrgebiet Mechatronik mit eigenen Vorlesungen auf. 2006 erschien im Vieweg-Verlag sein Buch „Mechatronik – Gr undlagen und Anwendungen technischer Systeme“.

Für seine herausragenden Leistungen in Technik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie zur Förderung des Ansehens des Ingenieurberufes wurde H. Czichos 2007 mit dem Christian-Peter-Beuth-Preis ausgezeichnet.

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