Workshop des DVM-Arbeitskreises
„Zuverlässigkeit tribologischer Systeme“
am 16. und 17. Mai in Berlin

Auszeichnung Scholten

Verleihung der DVM-Ehrennadel an Prof. Jan Scholten, Ruhr-Universität Bochum (Mitte) durch Dr.-Ing. Pedro Dolabella Portella, DVM-Vorstands­mitglied und Abteilungs­leiter an der BAM (links) Laudator: Volker Treichel, IAMT Engineering GmbH (rechts)

Bereits zum vierten Mal fand Mitte Mai der Workshop des Arbeitskreises „Zuverlässigkeit tribologischer Systeme“ des Deutschen Verbands für Materialforschung und –prüfung (DVM) statt. Der im Jahr 2013 gegründete Arbeitskreis befasst sich mit Reibungsstellen bewegter Teile mit Anwendungsschwerpunkten im Bereich von Gelenken und Führungssystemen in Fahrwerken sowie Lenkungs- und Bremssystemen. Die Gesellschaft für Tribologie e.V. unterstützt den Arbeitskreis organisatorisch und war zum dritten Mal in Folge mit einem Stand auf dem Workshop vertreten.

Wie bereits im vergangenen Jahr fand die Veranstaltung an der Bundesanstalt für Materialforschung und –Prüfung (BAM) in Berlin statt. Dementsprechend war es kein Zufall, dass der Gastvortrag mit dem Titel „Technische Systeme“ von Prof. Horst Czichos gehalten wurde, der von 1992 bis 2002 Präsident der BAM war und als Wissenschaftler grundlegende Beiträge zum Fachgebiet Tribologie geleistet hat. So hat er beispielsweise die Systemanalyse in die Tribologie eingeführt, die bis heute die Terminologie und Methodik dieses Gebiets prägt.

Für herausragende technisch-wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Materialforschung und -prüfung zeichnet der DVM regelmäßig herausragende Persönlichkeiten, deren berufliche Leistungen auch für die Zukunft wesentliche Arbeitsergebnisse erwarten lassen, mit der DVM-Ehrennadel in Gold aus. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Prof. Jan Scholten, Leiter der Arbeitsgruppe Baumaschinen- und Fördertechnik an der Ruhr-Universität Bochum. Seit Gründung des Arbeitskreises „Zuverlässigkeit tribologischer Systeme“ ist Prof. Scholten dessen Obmann, weshalb die Verleihung der Ehrennadel auch im Rahmen des Workshops stattfand. In seiner Laudatio hob sein langjähriger Weggefährte Volker Treichel, Geschäftsführer der IAMT Engineering GmbH, die Verdienste von Prof. Scholten um den Aufbau der Arbeitsgruppe Baumaschinen- und Fördertechnik an der Ruhr-Universität Bochum sowie sein Engagement als Geschäftsführer und Mitgesellschafter des IBAF-Institut für Baumaschinen, Antriebs- und Fördertechnik GmbH in Bochum, einem Unternehmen der IAMT Gruppe, hervor.

Obwohl es nicht explizit im Programm stand, zog sich die Notwendigkeit, bei tribologischen Fragestellungen immer das Gesamtsystem bestehend aus dessen Struktur, Funktion sowie den darauf einwirkenden Beanspruchungen zu betrachten als roter Faden durch den gesamten Workshop. So auch in dem Eingangsvortrag von Axel Kunz, Fa. John Deere, bei dem es um die Möglichkeiten systembasierter industrieller Schmierstoffentwicklung ging. Er stellte dabei das ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammende V-Modell für industrielle Entwicklungen vor. Ein Schenkel des Vs stellt dabei die Systemanalyse dar, der andere die Systemintegration. Anhand der durch die Systemanalyse aufgestellten Spezifikationen kann auf jeder Entwicklungsstufe deren Einhaltung geprüft und ggf. korrigiert werden. In dem Vortrag wurde das Modell sehr anschaulich auf die Entwicklung von Schmierstoffen angewendet und damit die Brücke zur Tribologie geschlagen.

Gruppenfoto

Insgesamt gab es 12 Vorträge, bei denen es der Zielsetzung des Arbeitskreises entsprechend schwerpunktmäßig um Kugelgelenke, Wälz- und Gleitlager ging. Im Einzelnen wurden Auswahl und Bewertung von Schmierfetten, Schädigungsmechanismen und Funktionsstörungen wie Stick-Slip-Phänomene behandelt. Die dafür eingesetzten Methoden zur Analyse, Charakterisierung und Modellierung von Tribosystemen wurden ebenso vorgestellt wie die Wirkung von Festschmierstoffen in Bremsbelägen und Beschichtungen. In der Abschlussdiskussion unter der Leitung von Dr. Frank Müller, THK Rhythm Automotive GmbH, wurde ein Fazit der Veranstaltung gezogen und als Perspektive für die Zukunft die Aufnahme von Themen, wie der Tribologie von Kunststoffen, Alterungsverhalten von Fetten, Sensorik und Monitoring, Künstliche Intelligenz sowie die Rolle der Tribologie in neuen Antriebssystemen angeregt.

Der Erfolg des Workshops lässt sich an der über die Jahre stetig gewachsenen Teilnehmerzahl ablesen. So fanden diesmal 40 Fachkollegen den Weg nach Berlin, eine Teilnehmerzahl, die für eine als Arbeitstreffen konzipierte Veranstaltung optimal ist. Die Gesellschaft für Tribologie e.V. unterstützt den Arbeitskreis organisatorisch und war zum dritten Mal in Folge mit einem Stand auf dem Workshop vertreten. Aus dem GfT-Beirat ist Prof. Alfons Fischer Mitglied im Programmausschuss und die Mehrzahl der Vortragenden stammte ebenfalls aus den Reihen der GfT, was das hohe fachliche Potential und Interesse an der Zusammenarbeit von DVM und GfT ausweist. Im kommenden Jahr wird der Workshop am 08. und 09. Mai wieder in Berlin stattfinden. Hinzuweisen ist noch auf den DVM-Tag am 27. und 28. März 2019 in Berlin, auf dem unter anderem auch der Arbeitskreis „Zuverlässigkeit tribologischer Systeme“ seine Aktivitäten vorstellen wird.

T. Gradt

Weitere Informationen zum Arbeitskreis finden Sie beim DVM Berlin.