Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2011

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Dr.-Ing. Erhard Broszeit

Dr.-lng. Erhard Broszeit wurde am 22.Dezember 1940 in Königsberg/Ostpreußen geboren. Nach dem Besuch der Grundschule und der Staatlichen Oberschule in St.Peter Ording/Eiderstedt folgte im Februar 1962 das Abitur am Staatlichen Gymnasium Alzey/Rheinlandpfalz. Das Studium des allgemeinen Maschinenbaus an der Technischen Hochschule Darmstadt schloss er 1967 mit der Diplomhauptprüfung ab. Nach Entwurf, Bau und Erprobung einer Apparatur zur Durchführung von Verschleißversuchen im Ultrahochvakuum in seiner Diplomarbeit wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Werkstoffkunde. Im Rahmen dieser Tätigkeit bearbeitete E. Broszeit Forschungsvorhaben, die durch DFG, BMFT und AIF gefördert wurden. Hinzu kamen die Untersuchung und Klärung von industriellen Schadensfällen auf dem Gebiet der Tribologie für die Staatliche Materialprüfungsanstalt MPA Darmstadt. Aus der Fülle der Forschungsaktivitäten ergab sich der Stoff für seine Dissertationsschrift mit dem Titel „Modellverschleißuntersuchungen über den Einfluss des Zwischenmediums auf das Gleitverhalten unterschiedlicher Werkstoffpaarungen“, die er 1972 abschloss.

Ein wesentlicher Teil seiner Doktorarbeit befasst sich mit der Untersuchung des Verhaltens von ferritischen und austenitischen Stählen bei Abrasivverschleiß-Beanspruchung unter gleichzeitiger Einwirkung von Korrosion. Sie führten tribosystembedingt zu unerwarteten Reaktionen der technisch häufig eingesetzten Stahlwerkstoffe und damit zu wichtigen Erkenntnissen für die Praxis. Anschließend wurde Dr. Broszeit mit dem Aufbau einer Abteilung Tribologie beauftragt und mit deren Leitung betraut. Von diesem Zeitpunkt an, hat er eine Vielzahl grundlagen- und anwendungsorientierter Forschungsaufgaben auf zahlreichen Gebieten der Tribologie angeregt und betreut. Ausgehend von der Entwicklung vollinstrumentierter Modellverschleißprüfverfahren gelang Dr. Broszeit und Mitarbeitern im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereiches 152 „Oberflächentechnik“ am Beispiel der Flügelzellenpumpe ein methodischer Lösungsweg der Korrelation zwischen dem Bauteilverschleißverhalten und Simulationsversuchen. Weitere Forschungsbeiträge bezogen sich auf Beanspruchungsanalysen von Wälzkörpern unter hohen Hertzschen Flächenpressungen, aus denen gewissermaßen nebenbei die Berechnungsgrundlagen zum Festwalzen bauteilähnlicher Kerbproben zur Steigerung und Optimierung der Schwingfestigkeitseigenschaften abgeleitet wurden.

Sein bedeutendster Forschungsbeitrag wurde zweifelsohne durch die Weiterentwicklung und Anwendung von PVD-Beschichtungsverfahren zur Abscheidung verschleißschützender Hartstoffschichten sowie von reibungsmindernden Einlaufschichten geleistet, die im Rahmen des DFG-geförderten Schwerpunktprogrammes „lonen- und Plasma-Oberflächentechnik“ im Zeitraum von 1988 bis 1997 in mehreren Verbundprojekten bearbeitet wurden. In enger Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern, Materialwissenschaftlern und Ingenieuren wurden u. a. PVD-Schichterzeugungsverfahren und der Einfluss der Prozessparameter systematisch untersucht. Hierfür kamen Erhard Broszeit seine guten Kontakte zu Wissenschaftlern des ln- und Auslandes sehr zugute. Ab 1995 hat Erhard Broszeit auch ionen- und plasmagestützte Beschichtungsverfahren zur Randschichtbehandlung von Aluminium- und Magnesiumlegierungen untersucht und erfolgreich erprobt. Hierdurch wurden wichtige Beiträge für den Leichtbau in der Automobilindustrie geleistet. Ein Hobby von Dr. Broszeit war die Berechnung der Werkstoffbeanspruchungen in Hertz-Kontakten. Die Empirie, dass Zugeigenspannungen die Lebensdauer – z.B. von Wälzlagern – absenken, Druckeigenspannungen dagegen verlängern, konnte theoretisch untermauert werden.

Die vielfältigen Aktivitäten von Dr. Broszeit zeigen sich in der über 30-jährigen erfolgreichen Redaktionsleitung der Fachzeitschrift ,,Materialwissenschaft und Werkstofftechnik“ sowie im Engagement für die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde. Er war Mitherausgeber mehrerer Tagungsbände der von ihm mitbegründeten Internationalen Konferenz ,,Plasma Surface Engineering“ sowie des im Jahre 1989 veröffentlichten Tagungsbandes ,,Mechanische Oberflächenbehandlung, Festwalzen, Kugelstrahlen, Sonderverfahren“. Seine Veröffentlichungen mit ca. 220 Beiträgen dokumentieren seine beachtlichen Forschungsleistungen. Nach fast 40 Jahren Lebensarbeitszeit an der TH Darmstadt schied Dr. Broszeit im März 2006 als Akademischer Direktor (seit 1995) aus dem aktiven Dienst aus.

Von der GfT wurde er 2011 für sein Lebenswerk mit dem Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen geehrt.

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