Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 1995

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Frau Dr. rer. nat. Maria Tillwich

Frau Dr. Maria Tillwich erhielt von der Gesellschaft für Tribologie (GfT) im Jahre 1995 als erste und bisher einzige Frau das Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen für ihre Verdienste als Naturwissenschaftlerin und Unternehmerin.

Frau Tillwich wurde 03. Juli 1921 in Wien geboren. Sie schloss im Jahre 1944 als 23-jährige ein Chemiestudium bereits mit einer Promotion über die Synthese von geradzahligen Fettsäuren ab. Neben ihrer Bedeutung für die Ernährung wurden diese Substanzen auch als Schmierstoffe benötigt. Während ihrer Tätigkeit als Assistentin an der TH Dresden beschäftigte sich Frau Dr. Tillwich mit der Vitamin-A-Synthese. Ihr späterer Ehemann Herbert Tillwich war in einer Dresdener Schmierstofffirma tätig.

In der Nachkriegszeit arbeitete sie vorübergehend als Lehrerin in Radebeul und Dresden, wo sie Latein unterrichtete.

1946 kam sie als Forschungschemikerin in der Pharmazeutikfabrik Schering in Berlin unter. Nachdem Frau Dr. Tillwich und ihr Mann bereits nebenberuflich mit der Herstellung von Uhren- und Instrumentenölen begonnen hatten, erfolgte 1948 die Gründung einer eigenen Firma, zu deren Kunden namhafte Uhren- und Gerätehersteller gehörten. Die Firma zog 1952 nach Sindelfingen und 1961 nach Ahldorf bei Horb, dem heutigen Stammsitz der Firma um. Nach dem Tode ihres Ehemannes im Jahre 1973 führte Frau Dr. Tillwich die Firma erfolgreich allein weiter, tatkräftig unterstützt von ihrem Schwiegersohn Werner Stehr, der 1974 in das Unternehmen eintrat und später von der GfT ebenfalls mit dem Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen ausgezeichnet wurde.

1985 trat Frau Dr. Tillwich in den Ruhestand, blieb aber der Tribologie noch lange treu, indem sie u.a. in der beruflichen Weiterbildung auf dem Gebiet der Lagerung und Schmierung in der Feinwerktechnik mitarbeitete.

Aus ihrer Entwicklungs- und Forschungstätigkeit sind folgende Ergebnisse besonders hervorhebenswert:

  • synthetische Schmierstoffe für Gas-, Wasser- und Elektrozähler
  • sogenannte „Kunststofföle“ zum Schmieren von in der Feinwerktechnik zunehmend eingesetzten Thermoplasten
  • eine Untersuchungsmethode zur Alterung von Ölen im Zeitrafferverfahren
  • ein Tribometer auf der Basis eines Reibungspendels (System Kugel/Platte) zur Untersuchung von Werkstoffpaarungen mit Thermoplasten
  • die Epilamisierung als Beeinflussung des Benetzungsverhaltens durch PTFE-basierte Beschichtung von Oberflächen zur Vermeidung von Schmierstoffmangel in Lagerungen der Feinwerktechnik

Frau Dr. Tillwich berichtete in mehr als 20 Veröffentlichungen in Zeitschriften und Büchern über ihre Ergebnisse, war sehr erfolgreich in der Ausbildung von ChemielaborantInnen und viele Jahre als Vorstandsmitglied in der GfT aktiv. Auch wenn sie ihre Tätigkeit als Unternehmerin immer stark belastete, war sie eine vorbildliche Ehefrau und Mutter von drei Kindern. Sie setzte sich stets engagiert für die Belange und Rechte der Frau ein.

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