Oberingenieur Hermann Böer
Hermann Böer wurde 1916 in Berlin-Steglitz geboren. Nach dem Abitur im Jahre 1935 begann er eine Ausbildung zum Schiffs-Ingenieur, die er 1938 in der Fachrichtung Schiffsmaschinenbau erfolgreich abschloss. Während des zweiten Weltkrieges fuhr er zunächst als leitender Ingenieur auf U-Booten, wurde dann 1943 Abnahme-Ingenieur bei der deutschen Marine in Kiel.
Nach dem Krieg übernahm Hermann Böer eine Tätigkeit in der Industrie, zunächst als Betriebsleiter bei der Hero-Keramik GmbH in Solingen, 1950 dann als Beratungsingenieur bei der ARAL AG in Bochum. 1957 wechselte er in die Stahlindustrie und übernahm die Leitung der Schmierstoffstelle bei der damaligen Dortmund-Hörder Hüttenunion, die später von der Hoesch Stahl AG übernommen wurde. Die betrieblichen Erfahrungen, die Hermann Böer hier sammelte, waren eine gute Voraussetzung für seinen Eintritt als Oberingenieur in die Firma Bechem GmbH in Hagen im Jahr 1962.
1966 verließ Hermann Böer die Industrie vorübergehend und übernahm die Aufgabe des Technischen Geschäftsführers des Mineralölzentralverbandes (MZV) in Hamburg. Hier kamen ihm seine umfangreichen Industrieerfahrungen sowohl auf der Seite des Schmierstoffanwenders als auch des Schmierstoffherstellers sehr zugute. Aber Hermann Böer war ein überzeugter Ingenieur, und so hielt es ihn nicht allzu lange bei dem Verband. 1971 kehrte er als Leiter der Abteilung Tribotechnik bei der damaligen Thyssen Stahl AG in die Stahlindustrie zurück. 1981 trat Hermann Böer in den Ruhestand.
Eine verschleißsichere Konstruktion durch konsequente Anwendung der Erkenntnisse der Tribotechnik, deren wirtschaftliche Bedeutung er sehr früh erkannt hatte, war das Motto der beruflichen Tätigkeit Hermann Böers. So gründete er bereits während seiner Tätigkeit bei der Dortmund-Hörder Hüttenunion die erste „Schmierstoffstelle“ – später Tribotechnik – als Stabsabteilung mit ausschließlich hauptamtlichen Mitarbeitern. Er legte Wert auf die intensive Umsetzung der von Gümbel, Falz und Vogelpohl aufgestellten Gesetzmäßigkeiten und Berechnungsverfahren in die industrielle Praxis. Er arbeitete maßgeblich mit an der Erstellung von Schmierstoff-Empfehlungen für die Stahlindustrie – so genannter Stahleisen-Betriebsblätter (SEB) – sowie allgemeiner Normen in Form von DIN-Blättern. Während seiner gesamten Tätigkeit in der Stahlindustrie engagierte er sich in der technisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit beim Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) und arbeitete maßgeblich in dessen Arbeitskreis Tribotechnik mit.
Gemeinsam mit den Herren Gebauer und Mausolff bildete Hermann Böer 1959 einen vorbereitenden Ausschuss zur Gründung der Gesellschaft für Tribologie, die dann am 17.11.1959 erfolgte. Dabei galt es, den teilweise heftigen Widerstand verschiedener Interessenverbände zu überwinden. In den Jahren 1973 bis 1985 war Hermann Böer Mitglied des Vorstandes der GfT. Darüber hinaus war er Gründungsmitglied der Tribologie-Beratungsgesellschaft e.V. in Dortmund und von 1984 bis 1989 Vorsitzender ihres Vorstandes.
Seine umfangreichen Erfahrungen auf dem Gebiet der Tribologie hat Herrmann Böer auf zahlreichen nationalen und internationalen Tagungen der Fachwelt präsentiert. In vielen Seminaren und Lehrgängen, unter anderem der GfT und des VDI, aber auch in seinen Unternehmen, die häufig von ihm initiiert und geleitet wurden, hat er einen wichtigen Beitrag zu Aus- und Weiterbildung insbesondere junger Ingenieure auf dem Gebiet der Tribologie und Tribotechnik geleistet. Etwa 30 Veröffentlichungen insbesondere über die Funktion von Reibkontakten in Gleit- und Wälzlagern sowie in Zahnradgetrieben zeugen von seiner erfolgreichen Arbeit. Seine Verdienste um die Tribologie wurden 1992 von der GfT mit der Verleihung des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens gewürdigt.
Hermann Böer ist im Mai 2006 verstorben.