Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 1986

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Dr.-Ing. habil. Hans Wahl

Hans Wahl wurde am 27. 08. 1902 in Kirchheim Teck bei Stuttgart geboren. Er verstarb am 06. 12. 1987 in Stuttgart.

H. Wahl studierte Maschinenbau an der Universität Stuttgart, leitete ein Institut für Verschleißfragen und gründete nach dem 2. Weltkrieg ein Unternehmen für Produkte und Dienstleistungen zum Verschleiß-Schutz , das bis heute als VAUTID (Verschleißtechnik) GmbH weiter existiert.

Als Obmann des Normenausschusses „Verschleißfragen“, für den er die damaligen Experten auf dem Gebiet des Verschleißes (Siebel, Wellinger, Kühnel, Rädeker und Vogelpohl) gewinnen konnte, hat er wesentlich zur gedanklichen Entwicklung der Verschleißwissenschaft und zur Ordnung des Verschleißgebietes beigetragen.

Die Entwicklung Hans Wahl’s kann überschrieben werden „vom begeisterten Verschleißforscher zum erfolgreichen Unternehmensgründer in der Verschleißschutztechnik“.

Nach einer Beschäftigung mit Antiklopfzusätzen für LKW-Motoren kam er bereits bei der zweiten größeren Berufsaufgabe, der Entwicklung des Kohlenstaubmotors, gründlichst mit dem Verschleiß in Berührung, man könnte sagen in Konflikt, weil der äußerst abrasive Aschegehalt der Kohle Zylinderbüchsen, Kolbenringe und Ventile verschliss. Für die Ingenieurleistung, durch werkstoffliche und konstruktive Maßnahmen den Verschleiß um zwei Größenordnungen zu verringern, wurde er 1939 mit dem goldenen VDI-Ehrenring ausgezeichnet.

Während des 2. Weltkriegs leitete H. Wahl ein Laboratorium für Verschleißfragen. Auf der Grundlage der dortigen Versuche und den Erfahrungen mit dem Kohlenstaubmotor konnte er bereits 1941 ein Verschleißsystem der „Fünf Elemente“ (Grundkörper, Gegenkörper, Umgebung, Belastung, Bewegung) darstellen, das den Kern des heute anerkannten tribologischen Systems bildet.

Nach dem Krieg wurde sein Institut von der Besatzungsmacht aufgelöst und H. Wahl gründete ein Ingenieurbüro für Verschleißtechnik in Stuttgart. Neben Tribologieberatung war Auftragsforschung über mineralischen Verschleiß das Standbein der Firma, zuerst vor allem für die Braunkohleindustrie (Rheinbraun). Bei den zahlreichen begleitenden Verschleißtests im eigenen Labor hat der Forscher Hans Wahl als erster in der Welt für den Zweikörper-Abrasivverschleiß die Tief/Hochlage-Charakteristik in Abhängigkeit vom Härteverhältnis Werkstoff/Korn entdeckt und 1951 veröffentlicht. Dieser Befund erwies sich als bedeutende Hilfe zur Verschleißbekämpfung insbesondere im Stein- und Braunkohlebergbau, der Industrie der Steine und Erden, der Aufbereitungstechnik und der Stahlindustrie. So gelang es z.B. in der Zementindustrie aufgrund dieser Erkenntnisse den Verschleiß bei der Feinstmahlung auf ein Zehntel zu reduzieren.

Der Entdeckung des Zusammenhangs zwischen dem Verschleiß der Zerkleinerungswerkzeuge und der Oberflächenvergrößerung des Mahlguts durch H. Wahl liegt im Kern bereits eine energetische Betrachtung des Verschleißprozesses zu Grunde.

Der Erfolg seiner Firma Verschleißtechnik beruhte – und beruht noch immer – auf den Entwicklungen zur Auftragschweißung und entsprechenden Legierungen und Hartgusssorten dafür. H. Wahl’s Überzeugung, dass man zur Tribologieberatung auch Lösungen für konkrete Probleme anbieten muss, war die Grundlage für den erfolgreichen Transfer von tribologischer Forschung in die Praxis und damit auch für den Erfolg seiner Firma VAUTID GmbH. Dr. Wahl ist damit vermutlich weltweit der einzige Tribologe, der seine tribologischen Erkenntnisse und Erfahrungen erfolgreich nutzte, um eine mittlerweile international agierende Unternehmensgruppe im Bereich Verschleißschutz aufzubauen.

Für die wissenschaftlichen Leistungen wurde Dr. Hans Wahl 1967 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Er erhielt außerdem 1979 von der VDI-Gesellschaft Werkstofftechnik die Karl-Wellinger-Ehrenmedaille für seine grundlegenden Ideen zum „Tribologischen System“ und 1986 von der Gesellschaft für Tribologie e. V. das Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen für seine Verdienste um die Tribologie und die Verbreitung tribologischen Wissens verliehen.

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